Selbstfahrender Rohrroboter nimmt kilometerlange Rohre unter die Lupe und prüft die innere Oberfläche bestimmter Rohrabschnitte vor deren Verlegung auf dem Meeresboden visuell auf Ablagerungen und Verunreinigungen jeglicher Art.
Erdöl ist ein hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes Stoffgemisch, das bei Umwandlungsprozessen organischer Stoffe entsteht. Eingelagert in der Erdkruste, wird das als Rohstoff bei der Förderung gewonnene und noch nicht- oder nur primär behandelte Erdöl auch als Rohöl bezeichnet. Als eines der größten und tiefsten in der Nordsee jemals entdeckten Fläche an Erdölvorkommen gilt das Schiehallion-Ölfeld ca. 100 Meilen westlich der Shetland-Inseln im Block 204 der UK Continental Shelf- einer in Bereiche eingeteilten Region der Küstengewässer Großbritanniens. Nahezu 400 Millionen Barrels an Erdöl wurden dort bereits vom Betreiber BP seit 1998 aus einer Tiefe von 350 bis 450 Metern gefördert.
Ein kilometerlanges Unterwassernetzwerk bestehend aus Fördereinrichtungen, Verteilerstationen und starren Verbindungsleitungen fördert das gewonnene Öl durch eine Vielzahl flexibler Steigrohre zu einer FPSO (Floating Production Storage and Offloading Unit).
FPSO´s sind schwimmende Anlagen zur Produktion und Verarbeitung von Kohlenwasserstoffen sowie der Lagerung von Rohöl.
Die regelmäßige Entladung des produzierten Rohöls geschieht dabei entweder mittels Verschiffung auf regelmäßig pendelnde Tanker oder in seltenen Fällen durch Abpumpen und Weitertransport in Rohrleitungen.
Nach Jahren der materialbeanspruchenden Produktion unter extremen Umweltbedingungen im rauen Nordatlantik und um die Förderung weiterer vermuteter 450 bis 600 Millionen Barrel Erdöl zu sichern, hatte sich der Betreiber BP und deren Partner im Jahre 2011 mit dem Quad 204 Projekt dazu entschlossen, bis 2017 schrittweise eine umfangreiche Erneuerung und Erweiterung der bestehenden Unterwasserinfrastruktur einschließlich des Austausches der FPSO durchzuführen.
Durch den hohen Wasserdruck und niedrige Temperaturen sind deshalb besondere Anforderungen an die Integrität der Unterwasser-Infrastruktur zur Förderung von Erdöl gestellt.
Aufgrund dessen wurde von INSPECTOR SYSTEMS die innere Oberfläche bestimmter Rohrabschnitte vor deren Verlegung auf dem Meeresboden visuell auf Ablagerungen und Verunreinigungen jeglicher Art begutachtet. Hierbei handelte es sich um eine Auswahl von 13 Rohrleitungen mit einer Länge von jeweils 1 km, sogenannten "stalks". Diese Bestehen indes aus zusammengeschweißten 12m-Rohrstücken mit einem Durchmesser von 8 Zoll. Für die erhöhte Beanspruchung der Oberfläche ist die Innenwand zusätzlich mit einer 3 mm starken CRA-Beschichtung als Verschleißschutz versehen. Auf der "Spool Base" von BP in Evanton/UK erfolgte die Inspektion von beiden Rohrenden aus mit einem ferngesteuerten und kabelgebundenen Video-Laser-Inspektionsroboter vom Typ 3.000 in Kombination mit einer 500 Meter langen Versorgungskabel.
Der Inspektionskopf selbst sitzt auf einer 360°-Dreheinheit und beinhaltet eine hochauflösende Farbkamera mit 10-fach optischen Zoom und automatischen Focus sowie einem LED-Beleuchtungsring zur optimalen Ausleuchtung des Inspektionsbereichs. Durch die Neigefunktion der Kamera in Kombination mit der Dreheinheit konnte jede Stelle der Oberfläche im Detail inspiziert werden. Durch den integrierten Laser war es darüberhinaus möglich, Fehlstellen mit einer Ausbreitung > 2 mm auf 0,1 mm Genauigkeit zu vermessen und zu klassifizieren.
Mit Blick auf die Unbilden des Wetters im Nordatlantik sind dort Erneuerungsarbeiten nur in den Sommermonaten möglich. Deshalb musste die Inspektion zeitlich in einem eng gesteckten Zeitfenster erledigt sein. Denn am Ende wurden die `stalks´ beim Erstellen zu einer durchgehenden Rohrleitung auf eine Spule aufgewickelt. Ein Schiff brachte dann die Rohleitung an ihren neuen Bestimmungsort - in die Nordsee.